Wenn es um das Thema sexuelle Belästigung geht, dann haben viele Mädchen und Frauen leider schon schlechte Erfahrungen gemacht. Ich selbst habe nie etwas wirklich Schlimmes erlebt! Doch auch die kleinen Handlungen können einen plagen und nicht mehr loslassen.
Ein Clubabend mit späten folgen
Vor einigen Jahren traf ich mich mit einem Freund und seinen Freunden, um gemütlich etwas zu trinken. Ich hatte noch nie wirklich ein Problem damit, dass einzige Mädchen in einer Gruppe zu sein. Nie gab mir jemand das Gefühl, ich sei nicht sicher. Der gemütliche Abend führte dazu, dass wir uns entschieden in einen Club zu gehen, da wir alle gut drauf waren und noch keine Lust hatten nach Hause zu fahren. Angekommen bei dem Club, mussten wir – wie so oft – in der Schlange stehen. Nach ungefähr 10 Minuten konnten wir jedoch endlich hinein. Als es um das Bezahlen des Eintrittes ging, kam mir mein Freund zuvor und meinte, er zahlt das schon für mich. Ich schaute ihn verwirrt an und meinte nur, dass ich mir das schon selbst zahlen könne. Ich wollte einfach nicht, dass er für mich zahlt! Ich hatte keine Absichten irgendetwas, mit ihm an diesem Abend anzufangen, und dieses Gefühl wollte ich ihm auch eindeutig nicht vermitteln.
Ein bezahltes Getränk mit unerwünschter Nähe
Er ließ nicht locker und bestand darauf für mich auch zu bezahlen. Ich wollte einfach keinen Streit anfangen und gab deswegen nach. Im Club versuchte ich, alles zu vergessen und hielt etwas Abstand zu ihm, damit er auf keine falschen Gedanken kommt. Es blieb jedoch nicht nur bei der Sache mit dem Eintritt, er kam immer wieder mit Getränken zu mir. Jedes Mal sagte ich ihm, er braucht mir nichts zu zahlen und als Antwort bekam ich nur „Ach was, das mach ich ja gerne für dich,“ und versuchte mir näher zu kommen.
Irgendwann hatte ich genug und ich sagte zu allen, dass ich jetzt nach Hause fahren werde, da ich müde sei. Seine Freunde verabschiedeten sich und er bestand darauf mich noch raus zu begleiten. Ich sagte ihm, dass ich das auch alleine schaffe und er nicht mehr rein kommen würde, da dieser Club ein One-Way System führt. Ich sagte ihm das gefühlt fünfmal, jedes Mal meinte er nur, es sei schon in Ordnung. Draußen angekommen bestellte ich mir ein Uber und setzte mich auf die Bank. Ich merkte richtig, wie er ständig versuchte, mich zu berühren. Es war mir so verdammt unangenehm. Nervös starrte ich auf mein Handy, um zu sehen, wann mein Uber endlich ankommt. Kurz davor, sagte ich ihm, er könne jetzt gehen, der Fahrer sei in einer Minute da, aber er blieb hartnäckig.
Ein Uber für mich alleine plötzlich doch zu zweit
Als mein Uber ankam, sprang ich auf und sagte im Weglaufen „Tschüss“ zu ihm und sprang in das Auto. Ich fühlte mich so unwohl und wollte endlich nach Hause. Gerade als ich mit meinem Fahrer über die Adresse sprach, ging die Tür auf und er setzte sich einfach neben mich. In dem Moment wurde ich richtig starr, weil ich einfach nicht wusste, was gerade passiert. Ich fragte ihn, was das soll, und seine Antwort ließ mich noch mehr erstarren.
Er schaute mich kühl an und meinte, er fährt jetzt mit mir nach Hause, denn immerhin hatte er den ganzen Abend über viel für mich bezahlt. Zudem konnte er nicht mir in den Club, da er mich begleitet hatte. Meine Erstarrung löste sich und die Wut fing an, in mir hochzukommen. Ich erklärte ihm, dass ich ihm oft genug gesagt habe, dass er mir nichts kaufen soll, dass ich mir meinen Eintritt selbst bezahlen kann und dass er mit mir auch nicht rausgehen muss. Daraufhin lachte er nur und erwiderte kalt: „Stell dich nicht so an, so läuft das nun mal.“ All meine „Neins“ wurden ignoriert, ganz so als wären sie einfach nichts wert.
Mein Rettungsanker
Ich fühlte mich so hilflos, weil ich einfach nicht mehr wusste, was ich jetzt noch tun soll. Egal was ich sagte, er akzeptierte mein nein nicht. In diesem Moment meldete sich der Fahrer und fragte mich, ob der Herr mitfährt oder nicht. Ohne nur eine Sekunde zu zögern, sagte ich Nein. Der Fahrer schaute ihn an und sagte im ernsten Tonfall, dass er nun das Auto zu verlassen habe, da ich nicht möchte, dass er mitfährt. Daraufhin verließ er endlich das Auto und mein ganzer Körper, der zuvor noch erstarrt war, viel in sich zusammen. Auf dem Weg nach Hause dankte ich meinen Fahrer und erzählt ihm, dass ich erleichtert war, dass er so gehandelt hatte.
Mir ist zum Glück, nichts Schlimmeres widerfahren, doch dieses seltsame Gefühl bleibt. Dieses Gefühl, dass dein Nein nichts wert ist und man für bezahlte Getränke sexuelle Gegenleistungen erbringen muss, obwohl man einfach nur freundlich war. Niemand sollte in so eine Lage kommen und ein Nein sollte immer von jedem akzeptiert werden.